Vieles im Alltag von Hortkindern ist leistungs- und schulorientiert und es ist eine Tatsache, dass die Zahl der Schüler mit Wahrnehmungsstörungen der unterschiedlichsten Art stetig zunimmt. Aufgrund dieser Erkenntnis ist es sinnvoll, ästhetische Erziehung und Sinnesförderung in ein Hort-Konzept zu übernehmen. Das Ziel sollte sein, Kindern eine Basis für Kreativität und Träume zu schaffen. Begreifen durch Greifen und Sehen durch Fühlen sind ebenso wichtig wie Verstehen durch Wiederholen oder Erleben. Da man Kinder nicht mit Wissen abfüllen kann, muss man ihnen – als Gegengewicht zum schulischen Lernen – immer wieder die Auseinandersetzung und den Umgang mit Kunst und dem wirklichen Leben außerhalb des Klassenzimmers ermöglichen. Vorgefertigte Wertungen von schön und hässlich sollten der unvoreingenommenen und offenen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand weichen.
Der Schülerhort Altmünster startete im Herbst 2007 mit einer ganz neuen Projektidee. Unser Projekt ARTISSIMO erstreckt sich zum ersten Mal über mehr als nur ein Schuljahr. Dies hing vom Ideenreichtum der Kinder ab. ARTISSIMO umfasst alles, das dem Thema Kunst zugeordnet werden kann. Wir setzten mit unseren Kindern neue Techniken zur Malerei, zum Modellieren, zum plastischen Gestalten, zur digitalen Fotografie und zum textilen Gestalten künstlerisch um. Außerdem befassten wir uns mit diversen Künstlern aus der ganzen Welt, wobei ein Schwerpunkt bei den Künstlern Österreichs und der Umgebung Altmünsters liegt. Diese Künstler luden wir zu Workshops in den Hort ein, um den Kindern ihr individuelles Arbeiten näher zu bringen und um ihnen diverse Tipps und Tricks zu den verschiedenen Techniken zu entlocken.
Im Mittelpunkt unseres Kunstprojektes stand 2008 Friedensreich Hundertwasser, der durch seine bunten und damit sehr ansprechenden Bilder auf die Kinder eine große Faszination ausübte. Diese Idee entstand aus der Zeichnung eines Mädchens, das ein Haus in verschiedenen Farben anmalte. Jedes Kind durfte eine „Hundertwassermappe“ mit den unterschiedlichsten Blättern gestalten. Wir formten Schnecken aus Gips, die bemalt und mit Spiegeln und bunten Glassteinen beklebt wurden. Wir gestalteten die Hortfront und die Garderobe in seinem Stil.
Miro mit seinen Wandwesen war 2009 unser Schwerpunkt im Hort. Die Kinder durften jeder für sich ein Wandwesen ganz nach dem eigenen Geschmack entwerfen. Diese wurden an die Wand im Durchgang zu den Schulen gemalt. Die Kinder hatten viel Spaß am großflächigen Gestalten an der Wand.
Im April 2010 starteten wir unseren nächsten Schwerpunkt mit einem lebenden Künstler: Oto
Altman.
Oto besuchte die Hortkinder drei Monate lang, um mit ihnen über Kunst zu reden, zu philosophieren, und Kunstwerke herzustellen. Im Zuge dieser produktiven Arbeitszeit entstanden in einem ersten
Schritt colorierte Serigrafien aus Originaldrucken des Künstlers.
Der Maler überraschte unsere Kinder mit einer Vielfalt an Flyern, Ausstellungseinladungen, Kunstkatalogen und Resten seiner Werke, die die Kinder zerschneiden durften, um aufwendige Collagen
entstehen zu lassen.
Zum Schluss führte Oto mit den Werken „Fantasia“ unsere Kunstschüler an seine feine und punktgenaue Arbeitsweise heran.
Mit dem schweizer Künstler Paul Klee beschäftigten wir uns im Herbst 2011.
Die Besonderheit in der Arbeitsweise von Paul Klee ist, eine Gestalt durch nur eine Linie zum Leben zu erwecken. Unsere Jungkünstler verbrachten gerne Zeit damit, unzählige Linien- und
Wollklebebilder anzufertigen. Die Philosophie des Künstlers, Luft und Erde zu verbinden spiegelt sich in dem Gesamtwerk unserer Kinder wieder. Sie arbeiteten zu diesem Thema Phantasiebilder aus, die
nicht nur nach oben hin – in die Luft, sondern auch nach unten hin – in die Erde, durch ihre Farbenpracht glänzen.
In Anlehnung an Claude Monet´s berühmtesten Werke „Mohnfeld bei Argenteuil, 1873“ und „Seerosen, 1916/19“ entstanden zwei Gemeinschaftsarbeiten unter der Verwendung der Kork-Tupftechnik. Jedes Kind durfte durch seine eigene Seerose und Mohnblume den Bildern seine persönliche Note verleihen.
Den Höhepunkt von ARTISSIMO bildete das Gemeinschaftswerk „Das große blaue Meer“ unter der Anleitung
von Giovi, einem dynamischen Künstler aus Grünau im Almtal.
Durch ein intensives Gespräch der Kinder mit Giovi über seine kürzliche Neuseelandreise und seine Vorliebe für das Meer und dessen Bewohner entstand die Idee, eine große Gipsskulptur zu
konstruieren.
Der zwei Meter lange Hai nahm nach vielen sonnigen und arbeitsintensiven Nachmittagen vor dem Hort immer konkretere Formen an. Details wie Kiemen und Augen sowie das Colorieren hauchten dem Hai Leben
ein. Nebenbei werkelten andere Jungkünstler an unserem Riesenaquarium. Aus zahlreichen, selbst gestalteten Plakaten entstand die Heimat unseres Meeresbewohners.
Die Krönung des Gesamtwerkes waren von den Kindern gefertigte Collagen aus dem großen blauen Meer.
Heute ziert die Skulptur den Eingangsbereich des Hortes, den wir zum Thema „Meer“ gestalteten.